Luwero hautnah

Jun. 2020

Erfahrungsbericht: „Luwero hautnah miterlebt“

Im September letzten Jahres durfte ich zwei spannende Wochen in Uganda verbringen. Es brannte mir schon längst auf dem Herzen, das Werk, dass wir als Familie bereits seit Jahren unterstützen live zu erleben. Und natürlich ebenso wichtig war es mir, als Teil des Vorstandes des frisch gegründeten Vereins CKLUganda die Fortschritte des Werkes vor Ort zu sehen. Im Folgenden nun ein paar Eindrücke aus dieser Zeit:

Leidenschaft – das beschreibt die Haltung der Menschen vor Ort sehr gut. Das Leben in Uganda ist ohne Strom und in den meisten Häusern ohne fließend Wasser von harter Arbeit geprägt. Durch die hohe Arbeitslosigkeit in der Bevölkerung sieht man in vielen Dörfern Männer und Kinder völlig apathisch und hoffnungslos am Straßenrand sitzen. In Kiryanyonza sah ich ein ganz anderes Bild: Dort herrschte eine humorvolle, liebevolle Stimmung unter den Mitarbeitern. Besonders auffallend war die Leidenschaft und Begeisterung mit denen sich die Einzelnen einbrachten: Vom Lehrer, dem Feldarbeiter, dem Gemeindeältesten, der Wäscherin, der Köchin, bis zum Schüler – allermeist spürte ich dort eine Leidenschaft für das Projekt. Den Kindern war anzusehen und zu spüren, dass sie sich wohlfühlten, hoffnungsvoll waren.

Struktur – eine Assoziation mit Afrika mag für viele „Chaos“ sein. Bei fehlendem Strom und mangelnder Infrastruktur ist dies auch in unseren Augen vielerorts vorhanden. Umso mehr freute es mich zu sehen, wie klar strukturiert Bischof Gabriel das Werk leitet. Es gibt außer ihm noch einen Vorstand als Entscheidungsgremium. Zudem hat jedes der Projekte einen eigenen Leiter und es herrschen klare Hierarchien und Zuständigkeitsbereiche, sodass die einzelnen Projekte unter dem Schirm des Vorstandes auch unabhängig agieren und sich weiterentwickeln können. Um Korruption und Veruntreuung der Spendengelder vorzubeugen werden alle finanziellen Angelegenheiten von den einzelnen Projektleitern und dem Bischof geprüft. Es gibt zudem eine genaue Buchführung. Die Spenden werden nur zweckgebunden verwendet. Obschon sich die Mentalität und Herangehensweise an das Leben von der europäischen sehr unterscheidet, war ich davon sehr beeindruckt und ermutigt.

Nachhaltigkeit – ein weiterer wichtiger Aspekt ist uns als Verein die Nachhaltigkeit der dortigen Arbeit. Dies ist eine große Herausforderung in einer Kultur, in welcher bei großer Armut und mangelnden Arbeits- und Zukunftsperspektiven oft nur von heute auf morgen gelebt wird. Meine deutsche Herangehensweise an Projekte unterschied sich stark von der ugandischen Haltung. Während meiner Zeit dort machte mich der Klinikleiter auf das Fehlen von Patientenakten für die Schulkinder (mit Vermerken über das Vorliegen ansteckender Krankheiten und Allergien…) aufmerksam. Als Ärztin weckte dies sofort mein Interesse und ich organisierte das Anlegen der Krankenakten. Durch viel Organisation und Überredungskunst konnten wir innerhalb von drei Tagen genügend Krankenakten für die aktuellen und künftig kommenden Waisenkinder anlegen. Der Bischof besprach mit mir jedoch mehrfach ausführlich diesen Schritt und machte mich darauf aufmerksam, dass dieser Schritt gut durchdacht werden sollte. Die Akten sollten nicht nur während meines Einsatzes genutzt werden, zudem muss sichergestellt werden, dass nicht nur heute durch eine einmalige Spende, sondern auch für die Zukunft weiterhin neue Akten vorhanden sind. Ich spürte einerseits, dass Priorisierung dort ein Leitmotto ist: Um voranzukommen muss man klare Prioritäten auf das Wichtigste setzen. Andererseits aber Nachhaltigkeit: Es werden nur Projekte begonnen und Investitionen getätigt, wenn sichergestellt ist, dass diese auch in weiter Zukunft Bestand haben werden und finanziell abgesichert sind.

Visionen – bei der Besichtigung des Geländes sah ich viele Gebäude, manche noch in Arbeit. Es war wunderbar zu sehen, wie die vor wenigen Monaten – auf Bildern noch in der Bauphase – dargestellten Schlafräume des Waisenhauses der Jungen inzwischen bezogen waren. Oder, wie von dem angekündigten neuen Waisenhaus der Mädchen bereits drei Stockwerke standen. Zu sehen, wie unterstützte Projekte umgesetzt werden und das Projekt sich stetig weiterentwickelt, ist uns als Verein sehr wichtig. Und davon konnte ich mich überzeugen. Überzeugen konnte ich mich jedoch auch vom weiteren Potential, welches noch dort steckt: Neues Land für die Farm wird gerade angekauft, um noch mehr Essen für die Kinder und finanzielle Unabhängigkeit zu erwirtschaften. Bischof Gabriel plant zudem den weiteren Ausbau des Bildungssystems, sodass zu der bereits bestehenden Berufsschule vielleicht eines Tages eine Hochschule hinzukommt.

Dies waren einige der Eindrücke, die das Werk auf mich hinterließ. Für mich als Mitglied des Vorstandes war es eine große Freude, vor Ort die Glaubwürdigkeit, Solidität und die stetige Weiterentwicklung des Projektes zu beobachten. Es motivierte mich und hoffentlich auch Sie als unsere Unterstützer, auch in Zukunft in diese Arbeit im Gebet, finanziell und vielleicht auch mal ganz praktisch zu investieren.

Dr. med. Priscilla Schneckenburger

1. Stellvertretende Vorsitzende

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